Projektbeschreibung
Projekt: „Heu-Haus“
Landesgartenschau, Heidenheim
Beschreibung in Ablaufschritten
Eine natürliche Wildwiese soll
angelegt werden. Wobei die Größendimension der Wiese variabel ist und an
die örtlichen Verhältnisse angepasst werden kann.
Im Zentrum der angelegten Wiese
wird ein lang gestreckter Stahlquader, mit je einer Eingangs bzw.
Ausgangsöffnung an den Stirnseiten, installiert. Das Objekt wird aus
Baustahlprofilen erstellt und vor Ort mit blanken Stahlplatten
verkleidet. So entsteht ein begehbares Objekt. Die Außenflächen des
Stahlquaders sind ab diesem Zeitpunkt der Witterung ausgesetzt und
unterliegen somit einem natürlichen Korrosionsprozess.Im oberen Bereich
des Objektes wird ein schmaler Schlitz eingeschnitten und mit einer
Glasscheibe versiegelt. Dadurch wird ein feiner Lichtstrahl ins innere
des Stahlquaders gelangen, zwei schmale Zugangswege die jeweils zu den
Eingangsöffnungen der Skulptur führen, werden angelegt.
Die gedeihende Wiese rahmt nun
den im Zentrum stehenden, inzwischen rostroten Stahlquader, ein. Die
Zugangswege als auch ein schmaler Streifen um den Stahlquader folgend,
werden vom Grasbewuchs frei gehalten.
Die Wildwiese ist soweit
herangewachsen um den ersten Mähvorgang zu tätigen.
Das Mähen der Wiese soll ohne
Maschineneinsatz erfolgen. Angedacht ist das Mähen der Wiese per Hand,
also mit einer Sense. Diese Aktion kann von interessierten Leuten
unterschiedlichen Alters durchgeführt werden. Wobei hier der
soziologische Aspekt des Projektes zum tragen kommt. Die älteren
Teilnehmer können den jüngeren Teilnehmer diese „archaische“
Vorgehensweise näher bringen. Das gemeinsame, unmittelbare „Tun“ wird so
zu einem wichtigen integralen Bestandteil der Aktion.
In einem zweiten Schritt
erledigt die Teilnehmergruppe, ebenso manuell, die Heuernte.
Das fertige duftende Heu kann
nun zur Aufbewahrung in das Stahlhaus verbracht werden. Hierfür ist im
Inneren des Stahlhauses eine Art Holzstaffelei an den Seitenwänden
angebracht, die das Heu aufnehmen wird.
Bis zu diesem Zeitpunkt konnten
die Besucher der Landesgartenschau das „ Prozesshafte“ des Projektes
verfolgen, nun wird die Sensualität der Besucher angesprochen.
Schreitet der Besucher jetzt in
das Stahlhaus wird seine Wahrnehmung in extremer und eigentümlicher
Weise angesprochen.
Ein intensiver Heugeruch wird
wahrgenommen.
Die extremen Lichtverhältnisse
im Stahlhaus lassen die Besucher das Volumen des gelagerten Heus in
einer eigentümlich starken Präsenz wahrnehmen. Das Stahlobjekt mit
seiner formal streng definierten Erscheinung und seiner stählernen
Materialität, begünstigen den Eindruck beim Besucher, als handle es sich
hierbei um einen überzeichneten oder übertriebenen Schutzraum für einen
vermeintlich belanglosen Inhalt.
Durch diese gezielte Überhöhung
wird möglicherweise beim Betrachter ein Sinnbild evoziert, welches die
Wichtigkeit eines elementaren Grundstoffes der Natur vor Augen führt.
In einem weiteren Schritt kann
die zweite Heuernte, Mitte August, in beschriebener Weise nochmals
durchgeführt werden.
Felix Burgel, Ulm
Dezember 2004 |