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Landesgartenschau Heidenheim 2006 - Kunstprojekt - Heu-Haus               Seite 1  2  3  4  5  6  7
 
      Projektbeschreibung

Projekt: „Heu-Haus“
Landesgartenschau, Heidenheim

Beschreibung in Ablaufschritten

Eine natürliche Wildwiese soll angelegt werden. Wobei die Größendimension der Wiese variabel ist und an die örtlichen Verhältnisse angepasst werden kann. 

Im Zentrum der angelegten Wiese wird ein lang gestreckter Stahlquader, mit je einer Eingangs bzw. Ausgangsöffnung an den Stirnseiten, installiert. Das Objekt wird aus Baustahlprofilen erstellt und vor Ort mit blanken Stahlplatten verkleidet. So entsteht ein begehbares Objekt. Die Außenflächen des Stahlquaders sind ab diesem Zeitpunkt der Witterung ausgesetzt und unterliegen somit einem natürlichen Korrosionsprozess.Im oberen Bereich des Objektes wird ein schmaler Schlitz eingeschnitten und mit einer Glasscheibe versiegelt. Dadurch wird ein feiner Lichtstrahl ins innere des Stahlquaders gelangen, zwei schmale Zugangswege die jeweils zu den Eingangsöffnungen  der Skulptur führen, werden angelegt.

Die gedeihende Wiese rahmt nun den im Zentrum stehenden, inzwischen rostroten Stahlquader, ein. Die Zugangswege als auch ein schmaler Streifen um den Stahlquader folgend, werden vom Grasbewuchs frei gehalten. 

Die Wildwiese ist soweit herangewachsen um den ersten Mähvorgang zu tätigen.

Das Mähen der Wiese soll ohne Maschineneinsatz erfolgen. Angedacht ist das Mähen der Wiese per Hand, also mit einer Sense. Diese Aktion kann von interessierten Leuten unterschiedlichen Alters durchgeführt werden. Wobei hier der soziologische Aspekt des Projektes zum tragen kommt. Die älteren Teilnehmer können den jüngeren Teilnehmer diese „archaische“ Vorgehensweise näher bringen. Das gemeinsame, unmittelbare „Tun“ wird so zu einem wichtigen integralen Bestandteil der Aktion.

In einem zweiten Schritt erledigt die Teilnehmergruppe, ebenso manuell, die Heuernte.

Das fertige duftende Heu kann nun zur Aufbewahrung in das Stahlhaus verbracht werden. Hierfür ist im Inneren des Stahlhauses eine Art Holzstaffelei an den Seitenwänden angebracht, die das Heu aufnehmen wird.

Bis zu diesem Zeitpunkt konnten die Besucher der Landesgartenschau das „ Prozesshafte“ des Projektes verfolgen, nun wird die Sensualität der Besucher angesprochen.  

Schreitet der Besucher jetzt in das Stahlhaus wird seine Wahrnehmung in extremer und eigentümlicher Weise angesprochen.  

Ein intensiver Heugeruch wird wahrgenommen.

Die extremen Lichtverhältnisse im Stahlhaus lassen die Besucher das Volumen des gelagerten Heus in einer eigentümlich starken Präsenz wahrnehmen. Das Stahlobjekt mit seiner formal streng definierten Erscheinung und seiner stählernen Materialität, begünstigen den Eindruck beim Besucher, als handle es sich hierbei um einen überzeichneten oder übertriebenen Schutzraum für einen vermeintlich belanglosen Inhalt.

Durch diese gezielte Überhöhung wird möglicherweise beim Betrachter ein Sinnbild evoziert, welches die Wichtigkeit eines elementaren Grundstoffes der Natur vor Augen führt.

In einem weiteren Schritt kann die zweite Heuernte, Mitte August, in beschriebener Weise nochmals durchgeführt werden. 

Felix Burgel, Ulm
Dezember 2004